Blickrichtung in der konventionellen Röntgentherapie

Sehr geehrter Prof. Ewen,
unsere Praxis betreibt eine konventionelle Röntgentherapieanlage mit Tubussen. Jetzt kam die Diskussion auf, welche Blickrichtung des Patienten bei horizontaler Strahlrichtung die Augenlinse optimal schont (z.B. Bestrahlung des Knies mit seitlich opponierenden Feldern). Ich gehe davon aus, dass der Patient den Kopf so drehen sollte, dass seine Blickrichtung der Strahlrichtung entgegen geht, um sich von der Rückstreuung des Primärstrahls an der Wand abzuwenden. Wie sehen Sie das?

KaWi
Sehr geehrter Herr Karbach, bei dem Therapiegerät scheint es sich um ein Tiefentherapiegerät (also > 100 kV) zu handeln, da Knie mit opponierenden Feldern bestrahlt werden. Das würde ja mit einem Oberflächentherapiegerät keinen Sinn machen. Bei horizontaler Strahlrichtung ist das Knie der Streukörper, der die Streustrahlung verursacht. Die Wand, die in Nutzstrahlrichtung steht, ist, was die Erzeugung der von ihr ausgehenden Rückstreuung betrifft, nahezu uninteressant, da die Nutzstrahlung schon im zu bestrahlenden Gewebe deutlich geschwächt wird. Dieser Effekt wird aus geometrischen Gründen (Entfernung) noch verstärkt sein. Dazu ein Beispiel: Nehmen wir an, dass mit einem 200 kV-Gerät und mit einem Tubus (Fläche: 10*15cm², FHA: 30 cm) gearbeitet wird. Dann reduziert sich die Dosisleistung beim Austritt aus einem 10 cm dicken Knie auf ca. 17 % (siehe Tiefendosisverlauf im Buch Graphs and Tables for Use in Radiography von Wachsmann und Dexler, Seite 105). Bei Berücksichtigung des sog. quadratischen Abstandsgesetzes (Annahme: Wand ist 1,5 m entfernt) sollte die Dosisleistung am Patienten nur noch bei wenigen Prozenten der ursprünglichen Dosisleistung liegen. Wir würden das, bezogen auf diese Art der Bestrahlung, als vernachlässigbar bezeichnen. Trotzdem könnte man zur Minimierung der Patientendosis folgendes noch vorschlagen: 1) So weit ohne Störung des Bestrahlungsvorgangs möglich: Auflegen einer Schutzschürze auf Knie und Tubus (am besten Schürze gefaltet). Eine Rückstreuung aus der Schürze ist, wie viele fälschlicherweise vermuten, aus physikalischen Gründen praktisch nicht gegeben. 2) Zusätzlich bzw. wenn es nur um die Augenlinsendosis gehen sollte, wird eine Strahlenschutzbrille hilfreich sein. Es muss aber dabei bedacht werden, dass der Schwächungsgrad einer Brille mit wachsender Röhrenspannung abnimmt, so dass ihre Effektivität nicht so hoch ist, wie man es aus der Röntgendiagnostik gewohnt ist. Mit freundlichem Gruß K. Ewen
Klaus Ewen

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