Sehr geehrter Prof. Ewen,
vielen Dank für Ihre Betätigung hier im Forum. Ich hätte eine Frage bezüglich röntgen und familiären Brustkrebsrisiko.
Ich wurde nach einem Arbeitsunfall vom d-Arzt zum Röntgen gedrängt, obwohl ich angegeben habe, dass die Schmerzen nicht so schlimm seien und ich aufgrund von Brustkrebs lieber darauf verzichten bzw. noch gerne 1-Tag abwarten würde, wie sich die Schmerzen entwickeln. Der zuständige Arzt meinte, bei einer d-Untersuchung (Radunfall auf dem Arbeitsweg) müsste aber alles dokumentiert werden. Schlussendlich habe ich mich dann überreden lassen, obwohl ich nur mittelmäßige Schmerzen im Bein und kaum Schmerzen in der Schulter hatte (5 Stunden nach Unfall). Geröntgt wurden Bein und HSW. Ich wollte einen Schutz für die Brust, der wurde aber abgelehnt (Streustrahlung sei dann zu hoch). Unterleib bekam eine Bleischürze. Folgende Messwerte wurden mir gegeben: HSW 0,888 dgycm² + 0,5 dgycm² und Bein 0,8 + 0,4 dgycm². Mit den Werten kann ich jetzt nicht viel anfangen (hohe, niedrige, korrekte Werte?) und das Röntgen ist jetzt auch schon passiert, aber meine Frage ist (für die Zukunft!), ob ich mich bei bestehenden Risiko lieber nicht mehr röntgen lassen sollte, wenn eigentlich die Schmerzen nicht so groß sind ...sowie ob jetzt durch das Röntgen für die Brust ein Risiko besteht?
Eine weitere Frage ist, dass ich nach dem Röntgten ca. 12 Stunden später Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden und Schleimhautentzündungen im Mund/Rachen bekommen habe, ich aber nicht krank (Erkältung etc.) geworden bin. Die Beschwerden halten seit über einer Woche an (ohne weitere Krankheitssymptome einer Grippe etc.). Ich kann mir durchaus vorstellten, dass das nicht mit dem Röntgen zusammenhängt (Korrelation ist ja nicht Kausalität), aber ich würde gerne wissen, ob solche kurzfristig auftretenden Nebenwirkungen vielleicht doch bekannt sind?
Vielen Dank! Eine sicherlich zu besorgte Natalie Bayer :-)
Röntgen trotz Brustkrebsrisiko?
Sehr geehrte Frau Bayer, zunächst einmal das für Sie Wichtigste: Natürlich wird jede Röntgenuntersuchung mit einer bestimmten Strahlenexposition für den/die Patienten/in verbunden sein. Das daraus resultierende strahlenbiologische Risiko hängt von der Höhe der Dosis ab. Man erkennt an den Ihnen mitgeteilten Messwerten des so genannten Dosisflächenproduktes (DFP), z.B. 0,888 dGycm2, usw.), dass die Untersuchungen mit einer relativ geringen Dosis durchgeführt worden sind. Das DFP ist das Produkt aus der Größe des Strahlenfeldes (in cm2) und der damit eingestrahlten Dosis (hier: in dGy). Das Strahlenrisiko einer Röntgenuntersuchung hängt auch von der Art des dabei exponierten Gewebes, also vom betroffenen Körperbereich ab. So sind die Extremitäten (z.B. das Bein) diesbezüglich relativ unkritisch. Was die HWS-Untersuchung betrifft, so lässt es sich in der Regel nicht vermeiden, dass die Schilddrüse im Strahlenbereich liegt. Das gilt nicht für die Brust, die nur in einem geringen Maße durch Streustrahlung betroffen ist. Die von Ihnen geschilderten kurzfristigen Beschwerden nach der Röntgenuntersuchung sind für Untersuchungen dieser Art vollkommen unsymptomatisch und müssen andere Ursachen haben. Ich kann als Physiker hier im Forum RöV keinen Kommentar zur medizinischen und rechtfertigenden Indikationsstellung für Ihre Röntgenuntersuchung geben. Das ist eine rein ärztliche Angelegenheit, in die ich mich nicht einmischen möchte und kann. Privat vertrete ich die Meinung, dass man als Patient/in eine korrekt indizierte Röntgenuntersuchung durchführen lassen soll, weil dann der gesundheitliche Nutzen höher einzuschätzen ist als das Strahlenrisiko (siehe § 23 Abs. 1 Satz 2 Röntgenverordnung). Mit freundlichem Gruß K. Ewen PS: Sorgen runterfahren!
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