Strahlenbelastung von Schwangeren bei Durchleuchtung im OP
Sehr geehrter Herr Prof. Ewen, Chirurgen stehen bei Notfalloperationen von Schwangeren unter Einsatz von Röntgendurchleuchtung vor der Frage nach dem Strahlenrisiko. Hilfe zur Abschätzung und Beurteilung bietet der DGMP- und DRG-Bericht ´Pränatale Strahlenexposition aus medizinischer Indikation´. Die Berechnungen für die Uterusdosis bei Durchleuchtungsuntersuchungen fragen in Stufe I aber nur danach, ob der Grenzwert von 20 mSv überschritten wird und ob eine genauere Dosisabschätzung erforderlich ist. Die Schätzwerte berücksichtigen dabei nur die direkten Expositionen der Gebärmutter und nicht die viel schwächere Streustrahlung aus z.B. Thoraxbestrahlungen. Gibt es aber für eben diese schwächeren Expositionen, wie sie z.B. bei Wirbelsäulen-OPs von Schwangeren außerhalb des Uterus auftreten können, Orientierungshilfen? Lässt sich anhand von vorhandenen Berechnungen, Nomogrammen oder Tabellen aus dem Abstand des Bestrahlungsfeldes vom Uterus und dem Dosisflächenprodukt des C-Bogens die maximale Strahlenbelastung des Uterus abschätzen? Ein Schätzwert wäre zur Erleichterung für die Patientin wie auch die Operierenden von ´unschätzbarem´ Wert. Mit herzlichen Grüßen, Ingo Brammer
Sehr geehrter Herr Dr. Brammer, Risikoabschätzungen für bestimmte Organbelastungen bei röntgendiagnostischen Untersuchungen werden, wie Sie richtig geschrieben haben, in der Regel nur für Nutzstrahlenexpositionen durchgeführt. Nur dann liegen oft Dosiswerte vor, die strahlenbiologisch beachtet werden sollten. Nicht selten geht es dabei um die Ermittlung von Uterusexpositionen bei Schwangeren. Die Berechnung oder Abschätzung von Dosiswerten in der Nutzstrahlung sind meistens relativ einfach. Sie haben ja diesbezüglich einige Literaturquellen angeführt. Für Expositionen in der Streustrahlung oder Störstrahlung (= Summe aus Gehäusedurchlassstrahlung und Streustrahlung) ist die Dosisermittlung oft etwas schwieriger. Sie ist wegen der in diesen Körperbereichen anfallenden kleinen Dosis und des damit verbundenen sehr geringen strahlenbiologischen Risikos aber auch nur selten gefragt. Mit verschiedenen Abschätzungsmethoden ermittelte (grobe, aber nach unserer Meinung ausreichend korrekte) Organdosiswerte außerhalb der Nutzstrahlung (z.B. im Uterus bei einer Thoraxuntersuchung) liegen bei etwa 0,2 bis 0,8 % der Organdosis in der Nutzstrahlung. Diese Zahlenwerte hängen natürlich von einigen untersuchungstechnischen Faktoren ab, wie z.B. Art der Untersuchung, Röhrenspannung. Feldgröße, Objektdicke, Abstand zwischen Nutzstrahlenfeld und kritischem Organ. Ich denke, dass diese Angaben für alle Beteiligten (Patient/in, Personal) zu einer gewissen Erleichterung beitragen können. Mit freundlichem Gruß K. Ewen
Derzeit wird auf die Antwort eines Experten gewartet. Sobald dieser seine Antwort eingegeben hat können Sie gern Nachfragen oder ergänzend Antworten.
Bitte haben Sie etwas Geduld