Untersucherexposition durch Szintigraphie

Sehr geehrter Herr Prof. Ewen,

halten Sie es aus strahlenschutztechnischen Überlegungen (bezüglich der Exposition des untersuchenden Arztes) für bedenklich, wenn im Rahmen der Schilddrüsendiagnostik die Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse immer unmittelbar nach der i.v. Applikation des Nuklides (Tc-99m Pertechnetat) für die Schilddrüsenszintigraphie erfolgt?
Arbeitstäglich fallen mindestens 10 solcher Untersuchungen an.
Sollten Sie Bedenken haben, es sich aber bei uns ´organisatorisch´ nicht anders regeln lässt, empfehlen Sie dann dem Untersucher das Tragen eines persönlichen Strahlenschutzes (zB Bleichmantel und Schilddrüsenschutz).
Dürften schwangere Kollegen diese ´gespritzten´ Patienten sonographieren?

Ich bin als Radiologe leider über die Strahlenqualitäten der Nuklide und deren Bewertung nicht ausreichend informiert und konnte zu dieser Frage weder im Netz, noch unter Kollegen eine zufriedenstellende Antwort erhalten. Daher wende ich mich an Sie und verbleibe mit bestem Dank vorab.
s_hammerschlag
Sehr geehrter Herr Hammerschlag, nach Rücksprache mit einem NukMed-Kollegen hier folgende Antwort: Schutzschürzen aus der Röntgendiagnostik bringen in der NukMed nicht viel. Die üblichen Bleigleichwerte der ´Röntgenschürzen´ betragen 0,25 bzw. 0,35 mm und haben in der Röntgendiagnostik eine sehr hoher Schutzwirkung. Mit einer Schürze ´0,25 mm Pb´ würde die 140 KeV-Gammastrahlung des 99mTc nur um den Faktor 1,3 und mit ´0,35 mm´ um den Faktor 1,6 geschwächt, also recht wenig. Bei 70 MBq 99mTc-Pertechnetat liegt direkt nach Applikation die Dosisleistung in 0,5 m Abstand vom Patienten bei 1,5 µSv/h. Lassen wir 10 Min. schallen (ist sehr lange), hätten wir dort eine Ortsdosis von 0,25 µSv, bei z.B. 10 Patienten am Tag also von 2,5 µSv. Wenn eine Person diesen Vorgang an 200 Tagen/Jahr durchführen würde, wäre deren Exposition 0,5 mSv/Jahr. So nebenbei: Schwangere dürfen nicht mit offenen radioaktiven Stoffen umgehen. Es ist eigentlich nicht einsehbar, warum die US-Untersuchung nicht vor der Applikation durchgeführt wird. Denn das ´nach´ bringt organisatorisch nicht viel Zeitgewinn und ist daher aus Strahlenschutzgründen nicht zu akzeptieren. Mit freundlichen Grüßen K. Ewen
Klaus Ewen

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