Kann man das ungefähre Risiko für die Entstehung eines strahleninduzierten Karzinoms nach Polytrauma CT angeben?

Hallo Expertenteam,

ich bitte um Entschuldigung, aber in der Diskussion um die Strahlenbelastung beim Polytrauma Ganzkörper CT mit den Chirurgen musste ich mir die Frage eines Unfallchirurgen gefallen lassen, um wieviel Prozent denn nun das Risiko für ein durch die Strahlenbelastung beim Polytrauma CT induziertes Karzinom in Prozent für einen 20 Jahre alten Mann mit einem Körpergewicht von 70 kg ist? Also zum Beispiel um 0,5% erhöhte oder so ähnlich.

Ich musste passen - konnte keinen prozentuale Angabe machen - und konnte die Frage nur allgemein beantworten.

Ist es aber dennoch möglich, hier eine halbwegs genaue Risikoabschätzung in Prozent machen zu können?

Vielen Dank und sorry für die vielleicht etwa blöde Frage ...

Vielen Grüße

Louis Chevalier

 

 

Louis Chevalier

Hallo Herr Chevalier

blöde Fragen gibt es eigentlich nicht (höchstens dumme Antworten).

Leider kann ich Ihnen aber in Ihrem speziellen Fall nicht wirklich weiterhelfen. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass eine Aussage über ein erhöhtes Risiko für ein Karzinom nicht so ohne weiteres möglich ist.

Es gibt viele Einflussfaktoren, die sich nicht genau bestimmen lassen:

  • Karzinom Typ
  • Dosisrate
  • Strahlenqualität
  • Geschlecht
  • ....

Die ICRP gibt ein Krebsrisiko von 5%/Sv an, so dass man über die effektive Dosis eines Polytrauma CTs das Risiko abschätzen könnte. Jedoch auch hier gilt, dass sich die Dosiswerte der Polytrauma CTs je nach Fragestellung erheblich unterscheiden können und deshalb keine allgemeingültige Aussage getroffen werden kann.

Ggf. könnte uns hier noch ein Strahlenbiologe weiterhelfen, deshalb würde ich die Frage gerne wieder zur Diskussion stellen.

Liebe Grüße

Georg Stamm

 

georgstamm

Sehr geehrter Herr Prof. Stamm,

 

vielen herzlichen Dank für Ihre rasche Antwort die sich mit meiner Antwort doch weitgehend deckt die ich dem Unfallchirurgen gegen hatte.

Ich würde es begrüßen, wenn sich zu dem Problem mal ein Strahlenbiologe äußern würde. Vermutlich wird auch er nur eine ungefähre Antwort geben können, aber vielleich kann dadurch die Antwort trotz aller Unsicherheiten etwas präzisiert werden, also Beispiel : das Risiko für ein Karzinom steigt um ca. 0,5 - 1%. Ich glaube, dass man dann ein zusätzliches Argument in der Diskussion über den Sinn bzw. Unsinn um so manches PolytraumaCT mit den Unfallchirurgen hat. Also reichen Sie die Frage ruhig weiter.

Herzliche Grüße

Louis Chevalier

 

Louis Chevalier

Hallo, Herr Chevalier,

5% pro Sievert Strahlenrisiko nach ICRP bedeutet, dass man 200 mSv Effektivdosis braucht für eine Risikoerhöhung von 1 %.

Mit dem Konversionsfaktor von 0,015 mSv/mGy*cm für Abdomen (der für Hals/Schädel ist viel kleiner) kommt man auf ein Gesamt-DLP von 13300 mGy*cm für 1 % Risikoerhöhung. Ich habe mir einige Polytrauma-CT's bei uns angesehen und finde Gesamt-DLP's von 1000 bis höchstens 2000 mGy*cm. Das heißt, wir reden hier von Risikoerhöhungen von unter 0,1 %, maximal.

Damit werden Sie einen Unfallchirurgen vermutlich nicht beeindrucken. Aber wir sollten uns als  Medizinphysiker auch nicht als die großen Verhinderer von unter Umständen sinnvollen CT-Untersuchungen verstehen, finde ich. Wir sollten aber möglichst präzise Daten liefern, um eine Abwägung vornehmen zu können.

Mit freundlichen Grüßen

Franz-Josef Bormuth

Franz-Josef Bormuth

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