mehrere Röntgen Aufnahmen bei 13J Kind wegen v.a Skoliose

Sehr geehrtes  Expertenteam,  

ich möchte Sie um eine Aufklärung bitten.  

Bei meiner Tochter (13) wegen V.a Skoliose  wurden mehrere Röntgen Aufnahmen gemacht.  Jedes einzelnes WS Segment wurde geröntgt! Wobei  der Orthopäde uns sagte, dass es nur 2 Bilder (a.p und seitlich) von den ganzen WS nötig sein werden. So stand es auch auf dem Überweisungsschein.

Die Angaben des Flächendosisproduktes :  

- HWS AP-  0,3 dGy x cm2

-BWS AP-0,4dGy x cm2

-LWS AP-0,9dGycmx2

-WS gesamt, kein Dosis Ermittlung

Es wurden mindestens 7 Serien gemacht. Auf der CD sind nur 3 o.g Bilder+gesamtes WS (Dosis nicht genannt)

Meine  Fragen an Sie:

 1)  Können Sie  aus diesen Werten die effektive Dosis  in mSv ermitteln?

  2)  Was ist der Konversionsfaktor f (in mSv/(cGy x cm2)  für Röntgendiagnostik der Wirbelsäule  Ap und WS Teiluntersuchungen  für Ermittlung der effektiven Dosis ( in Millisievert)?

 3)  Was sind die diagnostischen DFP-Referenzwerte ( in (cGy∙cm2) bzw. (μGy∙m2 ) ) für diese Röntgen-Untersuchungen  am Jugentlichen ?

 4)  Wie sind die DFP-Werte für diese Rö Untersuchung  im Vergleich zu diagnostischen DFP-Referenzwerten einzuschätzen? 

5)  Wie kann man das Risiko Strahlenexposition  meiner Tochter für Spätfolgen beurteilen?

Vielen Dank im Voraus!  

 Auf eine baldige Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

  Mit freundlichen Grüßen

I.Schweizer

     

 

 

 

Irina Schweizer

Sehr geehrte Herr/Frau Schweizer

Ihre Fragen kann ich Ihnen wie folgt beantworten:

 1)  Können Sie  aus diesen Werten die effektive Dosis  in mSv ermitteln?

Anhand der Konversionsfaktoren (die allerdings nur für Erwachsene verfügbar sind) lassen sich folgende Werte abschätzen:
HWS AP: 3 cGy*cm² * 0,19 mSv/100cGy*cm² = 0,006 mSv
BWS AP: 4 cGy*cm² * 0,24 mSv/100cGy*cm² = 0,01 mSv
LWS AP: 9 cGy*cm² * 0,22 mSv/100cGy*cm² = 0,02 mSv

für die vermutlich ebenfalls durchgeführten seitlichen Aufnahmen würde ich anhand der Dosiswerte der AP-Aufnahmen konservativ (d.h. eher überschätzt) grob folgende Werte abschätzen:

HWS LAT: 6 cGy*cm² * 0,12 mSv/100cGy*cm² = 0,007 mSv
BWS LAT: 12 cGy*cm² * 0,091 mSv/100cGy*cm² = 0,01 mSv
LWS LAT: 18 cGy*cm² * 0,092 mSv/100cGy*cm² = 0,02 mSv

In Summe ergibt sich damit eine effektive Dosis von 0,073 mSv. Zum Vergleich: die natürliche Strahlenexposition beträgt ca. 2,5 mSv/Jahr.

  2)  Was ist der Konversionsfaktor f (in mSv/(cGy x cm2)  für Röntgendiagnostik der Wirbelsäule  Ap und WS Teiluntersuchungen  für Ermittlung der effektiven Dosis ( in Millisievert)?

Die Konversionfaktoren habe ich unter Frage 1 jeweils angegeben. Sie lauten

HWS AP:  0,0019 mSv/cGy*cm² HWS LAT: 0,0012 mSv/cGy*cm²
BWS AP: 0,0024 mSv/cGy*cm² BWS LAT:  0,00091 mSv/cGy*cm²
LWS AP: 0,0022 mSv/cGy*cm² LWS LAT:  0,00092 mSv/cGy*cm²

die Faktoren wurden der Publikation "Radiation Risks from Medical X-ray Examinations as a Function of the Age and Sex of the Patient, B F Wall, R Haylock, J T M Jansen, M C Hillier, D Hart and P C Shrimpton; HPA-CRCE-02" von 2011 entnommen.

Für die WS gesamt könnte es sich um eine digitale Kombination der obigen 3 Serien handeln, für die dann keine extra Aufnahmen angefertigt wurden. Was allerdings fehlt sind die Angaben zu den seitlichen (lateralen) Projektionsaufnahmen. Diese habe ich unter Frage 1 konservativ mit einem Faktor 2 höher als die AP Aufnahmen abgeschätzt.

 3)  Was sind die diagnostischen DFP-Referenzwerte ( in (cGy∙cm2) bzw. (μGy∙m2 ) ) für diese Röntgen-Untersuchungen  am Jugentlichen ?

Für Jugendliche existieren keine eigenen Referenzwerte für die Untersuchungen der Wirbelsäule, lediglich für Lunge (Thorax), Bauchraum (Abdomen) und Becken sind Referenzwerte für unterschiedliche Altersklassen verfügbar. Für HWS Untersuchungen gibt es selbst für Erwachsene keinen Referenzwert.

Die Referenzwerte für Erwachsene lauten:

HWS kein DRW
BWS AP DRW = 100 cGy*cm²
BWS LAT DRW= 120 cGy*cm²
LWS DRW = 200 cGy*cm²
LWS LAT DRW = 330 cGy*cm²

 4)  Wie sind die DFP-Werte für diese Rö Untersuchung  im Vergleich zu diagnostischen DFP-Referenzwerten einzuschätzen?

Alle von Ihnen genannten Dosiswerte liegen weit unterhalb der Referenzwerte für Erwachsene. Die Aufnahmen wurden daher aus meiner Sicht mit einer vergleichsweise sehr geringen Dosis durchgeführt.

 

5)  Wie kann man das Risiko Strahlenexposition  meiner Tochter für Spätfolgen beurteilen?

Die abgeschätzte Strahlenexposition lag mit 0,073 mSv weit unterhalb der natürlich Strahlenexposition/Jahr. Natürlich kann ein mögliches Risiko nicht gänzlich ausgeschlossen werden, jedoch ist dieses als sehr gering einzuschätzen.

Mit freundlichen Grüßen

Georg Stamm

 

georgstamm

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